Geschlecht ist keineswegs eine eindeutige und natürlich festgefügte Größe. Geschlecht ist auch ein soziales – und damit grundsätzlich veränderbares – Phänomen. Anders als im Deutschen hält die englische Sprache mit den Begriffen sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziales Geschlecht) dafür eine Unterscheidung bereit. Wir interessieren uns für die sozialen Prozesse, in denen das soziale Geschlecht hergestellt wird und seine Wirkung entfaltet.

Das soziale Geschlecht begegnet uns auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Es zeigt sich in individuellen Selbstbildern und Denkgewohnheiten. Es reicht von der Arbeitsteilung in Familien und Beziehungen über die Verteilung von Einkommen bis hin zu Chancen auf berufliche Entwicklung bzw. auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Im Ergebnis sind Lebensbereiche und Chancen auch heute nach wie vor ungleich zwischen Frauen und Männern verteilt.

Das soziale Geschlecht wird im Alltagshandeln erzeugt bzw. darin immer wieder reproduziert. Aus sich heraus hat die Unterscheidung Mann/Frau keine Bedeutung. Aber in dem sie im Alltag eine Bedeutung erhält, wird Geschlecht – häufig ganz absichtslos –sozial hergestellt: sowohl in den Köpfen, als auch in gesellschaftlichen Strukturen. Aus diesem Grund hat Gender – individuell wie strukturell – sein eigenes Gewicht und kann nicht ohne weiteres verändert werden, auch wenn Veränderung prinzipiell möglich ist. Daher erscheint es so selbstverständlich, von „den“ Männern und „den“ Frauen zu sprechen, obwohl es vielfältige Unterschiede innerhalb der Geschlechtergruppen gibt und zugleich eine große Reihe von Gemeinsamkeiten, die Männer und Frauen miteinander teilen.

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Gender Mainstreaming ist eine neue gleichstellungspolitische Strategie, die für solche Fragen offen ist. Wir glauben, dass sie dazu beitragen kann, Herstellungsprozesse und strukturelle Wirkungen von sozialem Geschlecht sichtbar zu machen, sie für eine bewusste Gestaltung zu öffnen und dadurch nachhaltige Veränderung zu ermöglichen: Als Gleichstellung im Verhältnis der Geschlechter zueinander, aber auch ganz persönlich als Kompetenzerweiterung von Frauen und Männern.